Zwei Jahre lang durfte ich der Österreichischen Röntgengesellschaft als Präsident vorstehen, mit 20.11. 2020 ging die Präsidentschaft an Frau Prof. Rosemarie Forstner über. Die vergangenen zwei Jahre waren für mich arbeitsreich, spannend und durchaus eine verantwortungsvolle Herausforderung der ich so gut ich konnte nachgegangen bin. Mein Bestreben in dieser Zeit war es die ÖRG mit größtmöglichem Konsens im Vorstand, Transparenz und Konsequenz zu führen.
Der Start meiner Präsidentschaft war von leichten Turbulenzen geprägt. Etliche Mitglieder werden sich noch daran erinnern, dass im Oktober 2018 wegen einiger Unklarheiten anlässlich der Jahreshauptversammlung kein Rechnungsabschluss und keine Entlastung des Vorstands erfolgen konnte. Glücklicherweise konnten diese Unklarheiten rasch im positiven Sinn geklärt werden. In diesem Zusammenhang stellte sich heraus, dass die mittlerweile schon in die Jahre gekommenen Statuten unserer Gesellschaft einer Revision bedurften, die zügig erfolgte. In einer außerordentlichen Generalversammlung erfolgte dann die Bestätigung der neuen Statuten und die Entlastung des Vorstandes.
Eine wesentliche Herausforderung im ersten Jahr meiner Präsidentschaft stellte die Anpassung der Richtfallzahlen im neuen Ausbildungscurriculum dar. Die neuen Richtfallzahlen wurden in etlichen Sitzungen der „Task-Force Richtfallzahlen“ unter der Leitung von Erich Sorantin erarbeitet und wurden schließlich wie von uns vorgeschlagen in die finale Version des Rasterzeugnisses übernommen. In diesem Zusammenhang konnte eine erfreuliche Kooperation mit der BURA bei der Mammographieausbildung erzielt werden. Die BURA öffnete die Mammographiefallsammlung zu Ausbildungszecken, sodass nunmehr Kollegen/innen durch die Abarbeitung der Fallsammlung 200 ausbildungsrelevante Mammographien akquirieren können. Bezüglich der Beteiligung des intramuralen Bereiches an der Brustkrebsfrüherkennung konnten wir allerdings mit der BURA keine Einigung erzielen. Meiner persönlichen Einschätzung nach werden hier in Zukunft die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz die Abläufe wesentlich beeinflussen, sodass die zurzeit noch bestehenden unterschiedlichen Zugänge zu dieser Thematik in Zukunft ohnehin an Bedeutung verlieren werden.
Das neue Curriculum wird eine weitere Verbesserung der Facharztausbildung bringen. Allerdings löst die bessere Ausbildung nicht das Problem des Facharzt/innen Mangels und die Tatsache, dass zahlreiche Ausbildungsstätten an einem starken Facharztabgang leiden. Die Situation des in Bezug auf die Radiologie stark „untersättigten“ Arbeitsmarktes bringt es mit sich, dass viele Radiologen/innen bald nach Erlangung des Facharztdekretes die Ausbildungsstätten verlassen, wodurch es zu einem Kompetenz-shift von intramural nach extramural kommt. Nicht übersehen werden darf hierbei, dass ein gut strukturiertes Curriculum eine Grundvoraussetzung für eine gute Ausbildung ist. Daher ist es unumgänglich attraktive intramurale Strukturen für Fachärzte zu stärken und wo möglich zu schaffen.
In der Absicht die Attraktivität unseres Faches Jungärzten/innen möglichst früh näher zu bringen haben wir eine Taskforce „Junge Radiologie“ unter der Leitung von Christian Loewe ins Leben gerufen – ich hoffe, dass diese Gruppe, die erst am Anfang ihrer Aktivität steht, bald mit Dynamik und Kraft ins Laufen kommt. In diesem Zusammenhang soll eine „Ausbildungslandkarte für Radiologie“, die über die Homepage der ÖRG einsehbar ist, jungen KollegInnen einen Überblick über die radiologischen Ausbildungsstätten in Österreich geben und dabei helfen die individuell beste Ausbildungsstätte zu finden.
Im Oktober 2019 konnten wir den sehr gelungen österreichisch/bayrischen Röntgenkongress in Rosenheim besuchen – das war damals ja noch ohne Einschränkung möglich! Für die ÖRG übernahm Elke Gizewsky die Präsidentschaft, wofür ich ihr auf diesem Weg nochmals danken möchte. Erstmals gab es bei diesem Kongress eine Ehrenvorlesung im Rahmen der „Holzknechtvorlesung“ für die Matthias Prokop gewonnen werden konnte. Dieses Konzept wurde auch heuer beim DRG/ÖRG fortgeführt – und wieder durften wir uns über einen Vortrag aus dem Hause Prokop freuen – diesmal von Cornelia Prokop. Ich hoffe, dass diese Ehrenvorlesung zur Tradition der jährlichen ÖRG Kongresses wird. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass ich den österreichischen Röntgenkongress für eine für die österreichische Radiologie wichtige identitätsstiftendende Veranstaltung halte, die als eine eigenständig erkennbare Veranstaltung ein Kongressfixpunkt aller mit der Radiologie befassten Berufsgruppen Österreichs sein sollte. Auch wenn wir von einer Kooperation mit unseren bayrischen Kollegen beim ÖRG/BRG Kongress 2019, und 2020 mit der deutschen Röntgengesellschaft im Rahmen des RÖKO 2020 wesentlich profitieren, darf der oben erwähnte Aspekt nicht verloren gehen.
Mit besonderem Dank möchte ich das Engagement von Wolfgang Schima in Sachen Austrian i-guide erwähnen, ein Projekt, das nun nach unzähligen Arbeitsstunden von Wolfgang und den Projektmitarbeitern praktisch abgeschlossen ist. Ebenso hervorzuheben das Engagement von Michael Gruber und den Arbeitsgruppenmitgliedern bei der Erarbeitung von standardisierten CT-Untersuchungsprotokollen – die mittlerweile über unsere Homepage abrufbar sind. Ich erachte dies als eine für unser Fach sehr wichtige Initiative, die weiter auf MRT Untersuchungen ausgedehnt werden sollte. Hierzu gibt es schon konkrete Ansätze, die Rosemarie Forstner weiterverfolgen wird.
Wie hinlänglich bekannt wurde der gemeinsame DRG/ÖRG Kongress in Leipzig heuer COVID-bedingt abgesagt und virtuell als RÖKO digital abgewickelt. Das Konzept hat sich sehr bewährt, es konnten 55 000 (!!) Zuhörer/seher vermerkt werden. Dies sicherlich deshalb, weil sich der Programmbogen vom 24. Mai bis zum 19 November spannte. Aber, um so eine Zuhörerschaft zu akquirieren braucht es natürlich ein hervorragendes Programm. Und dieses Programm wurde in wesentlichen Teilaspekten auch von österreichischen Kolleginnen mitgestaltet und geprägt. Für die aktive Mitarbeit in der Planungsphase der Präsenzveranstaltung und später dann des virtuellen Kongresses möchte ich mich bei alle Kollegeninnen und Kollegen, die einen entsprechenden Betrag zum Gelingen des Kongresses geleistet haben, bedanken. Ganz besonders geht mein Dank aber auch an unsere Kollegen und Freunde in der DRG, die uns bei der Mitgestaltung dieses Kongresses immer breiten Raum lassen. Ebenso möchte ich mich auch hier bei Günter Layer, meinem DRG Co-Präsidenten, bedanken.
Nicht nur der RÖKO 2020 wurde digital, auch die von unserer Akademie veranstalteten FFF Kurse. Martin Uggowitzer hat in seiner Funktion als Vorsitzender der Akademie einen „ebenen Umstieg“ von Präsenzveranstaltungen der FFF Kurse in das vollkommene digitale Format geschafft, wofür ihm große Anerkennung gebührt. Dieser Umstieg konnte nicht zuletzt durch die unermüdliche Mitarbeit von Beate Kasperak umgesetzt werden.
Nicht zuletzt COVID-bedingte geänderte Arbeitsbedingungen haben dem Thema „Teleradiologie“ neue Dynamik verliehen. Diesbezüglich ist die Situation in Österreich unklar – es gibt keine strukturierte Erfassung der in Österreich erbrachten teleradiologischen Leistungen, ebenso sind die rechtlichen Rahmenbedingungen unklar. Der ÖRG Vorstand ist bestrebt zu diesem Thema eine klare Stellung zu beziehen und hat zu diesem Zweck in den vergangenen Monaten eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Eine aktuell von Gerald Pärtan unter den ÖRG Mitgliedern durchgeführte Umfrage zur Situation der Teleradiologie in Österreich wird hoffentlich bei der weiteren Bearbeitung dieser komplexen Materie hilfreich sein.
In den letzten Monaten konnte ein von Christian Herold initiiertes Projekt zur Patientenaufklärung in der Radiologie zum Abschluss gebracht werden. Über die ÖRG Home-page ist mittlerweile der vom Anwaltsbüro Schuppich erstellte „Leitfaden zur Patientenaufklärung“, der auch mit der Unterstützung der BURA zustande kam, einsehbar.
Nicht nur das Kongressleben war zuletzt COVID-geprägt, sondern auch die operativen Aspekte der ÖRG. Die Vorstandssitzungen fanden im vergangenen Jahr wohl oder übel sämtliche digital statt – was aber nicht immer von Nachteil war. Die Terminkoordination war wesentlich erleichtert, zeitaufwendige An- und Abreise fielen weg und dadurch konnte die Präsenz der Vorstandsmitglieder bei den digitalen Sitzungen erhöht werden. In Zukunft wird sich wahrscheinlich ein gesunder Mix aus Präsenz- und digitaler Form unserer Vorstandssitzungen etablieren.
Sicher habe ich nur die wesentlichsten Aspekte der operativen Tätigkeit der ÖRG während der vergangenen zwei Jahre meiner Präsidentschaft erwähnt, das „Tagesgeschäft“ braucht hier keine Erwähnung finden. Klar ist, dass die Abwicklung dieser Dinge nur durch die uneingeschränkte Unterstützung sämtlicher Vorstandsmitglieder möglich war, bei denen ich mich auch diesem Weg für die große Unterstützung bedanken möchte. Ganz wichtig war aber auch die Unterstützung von Beate Kasperak, die für mich eine stets erreichbare und kompetente Ansprechstelle war.
Zuallerletzt möchte ich Rosemarie Forstner für Ihre Präsidentschaft alles Gute wünschen – ich bin sicher, dass sie die ÖRG hervorragend führen und weiterentwickeln wird.